Dass die Playoffs etwas ganz besonderes sind, war beim BBC Coburg schon allen vorher klar. Doch dass das erste Playoff-Spiel der Vereinsgeschichte in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB so verrückt sein würde, hätte sich vor dem 85:61 (33:31) wohl niemand erträumen lassen.
Es war 19.54 Uhr auf der Lauterer Höhe, als plötzlich einige blau-weiß gewandete Spieler auf die Gästebank stürmten, sich ihre Basketballschuhe anzogen und hektisch noch ein paar Mal auf den Korb warfen. 54 Minuten nach dem eigentlich angesetzten Spielbeginn waren die TKS 49ers in Coburg angekommen – zumindest der erste der beiden Kleinbusse. Es rettete die Playoff-Premiere des BBC, die zuvor in den Sternen stand.
Kurz vor der Spielverlustwertung
Denn die Gäste aus Stahnsdorf waren nicht nur einmal, sondern gleich zwei Mal bei ihrer Reise vom Berliner Stadtrand nach Coburg in einen Stau geraten. Viele Telefonate später einigten sich beide Klubs darauf, dass die Vestestädter bis 20 Uhr warten würden. Kämen die 49ers danach, würde der BBC eine Spielverlustwertung beantragen.
Überragender Coburger Auftakt
Doch sechs Minuten vor dem Tipoff waren sie da. Oder auch nicht, denn in den ersten zehn Minuten der Partie spielte einzig und allein der BBC Coburg: Acht Mal klauten die Hausherren den Gästen den Ball, erzielten 27 Punkte und kassierten nur elf Zähler. In der ersten Viertelpause sah alles danach aus, als würde Coburg die Stahnsdorfer überrollen.
Einzig, so sollte es nicht bleiben: Gästetrainer Vladimir Pastushenko packte im zweiten Abschnitt eine 1-3-1-Zonenverteidigung aus, konnte zudem inzwischen auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. Und der Coburger Offensivmotor stotterte nicht nur, er ging aus. Es fiel nichts, aber auch gar nichts bei den Gastgebern, woran auch Auszeiten von Valentino Lott nichts änderten. Gute Wurfchancen waren Mangelware, vor allem aber gab es keine Treffer. Nicht einen einzigen Wurf aus dem Feld versenkte der BBC in dieser Phase des Spiels, blieb sechseinhalb Minuten gänzlich ohne Punkte und konnte allein dank sechs Freiwurftreffern ein 33:31 zur Halbzeitpause retten.
Echter Krimi nach der Pause
Was im ersten Viertel nach einer klaren Sache ausgesehen hatte, entwickelte sich dann im dritten Spielabschnitt zu einem echten Krimi: Die Führung wechselte hin und her, kein Team konnte sich mehr als vier Punkte Vorsprung erspielen. Einen Dreier des stark aufspielenden Mateo Seric zum 54:52 42 Sekunden vor Ende des Viertels konterten die Gäste durch Alexander Giese, sodass die Coburger sich vor den letzten zehn Minuten einem Ein-Punkt-Rückstand gegenüber sahen (54:55, 30.).
Kurioses Schlussviertel
In diesem Spiel der kuriosen Geschichten folgte nun die letzte Wendung: Wer angesichts der vorherigen 20 Minuten ein enges Schlussviertel erwartete, wurde einmal mehr überrascht. Denn Stahnsdorf fiel nun völlig auseinander. Fast kopierten die Gäste das zweite Viertel des BBC, kein Feldkorb wollte fallen – und Coburg drehte nun wieder richtig auf. Ein Dreier von Constantin Ebert war der Startschuss für einen 17:0-Lauf, der die Grundlage für ein 31:6-Schlussviertel legte. Plötzlich war das Spiel wieder so klar, wie man es im Auftaktviertel erwartet hatte.
Am Ende feierten die Coburger einen verdienten Auftaktsieg in die Playoffs, in einem Spiel voller verrückter Geschichten. Die nächste Story soll nun am Donnerstag geschrieben werden, wenn das Auswärtsspiel beim FC Bayern München ansteht.
BBC Coburg: Ebert (18, 7 Assists), Plescher (3, 6 Rebounds), Baggette (14, 6 Assists), Dippold (14, 7 Rebounds), Sonnefeld (2), Urbano (10), Seric (24, 6 Rebounds), Mavridis, Wobst.
TKS 49ers: Schüler, Wagner, Müller (6), Hildebrandt (5, 7 Rebounds), Fülle (11), Giese (8), von Saldern, Babkauskas (7), Wadehn (2), Hampl (5, 5 Rebounds), Toppin (17, 10 Rebounds), Stölzl.