„Geduldig sein und übertriebene Erwartungen dämpfen“, lautete die Empfehlung von Philipp Galewski, scheidender Geschäftsführer des BBL-Spitzenklubs medi Bayreuth, an die Adresse von ProB-Aufsteiger BBC COBURG anlässlich des zweiten Neujahrsempfangs der Vestestädter Korbjäger.
„Die Prämisse, dreißig Prozent aller Sponsoreneinnahmen in den Jugendbereich zu investieren, halte ich für vernünftig und vorbildlich“, geizte der 31-Jährige nicht mit Lob für die Coburger Verantwortlichen und ergänzte gleichzeitig: „Sämtliche Mittel in den kurzfristigen sportlichen Erfolg zu stecken, der dann vielleicht gar nicht eintritt, kann äußerst gefährlich sein.“
Galewski weiß, wovon er spricht: Seit 2014 leitet er ausgesprochen erfolgreich die Geschicke des traditionsreichen Basketballstandorts Bayreuth. Tradition, die bei seinem Amtsantritt reichlich verstaubt daherkam. Der studierte Sportökonom brachte frischen Wind und baute sukzessive eine moderne Organisationsstruktur auf. Als Meilensteine dieser Entwicklung nennt er unter anderem die Anschaffung von LED-Banden, die Installation eines Videowürfels oder die Einstellung zweier Vertriebsmitarbeiter – Etappen, die so oder in ähnlicher Form auch dem BBC COBURG zukünftig bevorstehen könnten.
Im Hinblick auf die sportliche Situation führt Galewski die Verpflichtung von Erfolgscoach Raoul Korner als entscheidende Weichenstellung an: „Als ich damals der Bayreuther Legende Michael Koch keinen neuen Vertrag geben wollte, haben mich alle für wahnsinnig erklärt und in den sozialen Netzwerken ging es richtig rund. Mich hat Raoul aber bereits im ersten Gespräch mit klaren Konzepten beeindruckt.“ Seit der Österreicher das alleinige sportliche Sagen hat (Galewski: „Ich mische mich erst ein, wenn es um die Vertragsinhalte, also ums Finanzielle geht.“), zeigt die Formkurve beim derzeitigen Vierten der deutschen Beletage steil nach oben. Dass Korner auf den Trainerjob im benachbarten Bamberg scharf ist oder war, glaubt Galewski indes nicht: „Er hat derzeit Gottstatus in Bayreuth, während er beim Nachbarn sofort an den jüngsten Meisterschaften gemessen würde. Außerdem ist die Stimmung in der Oberfrankenhalle deutlich besser“, kann sich der Ansbacher einen augenzwinkernden Seitenhieb auf Serienmeister Brose Bamberg und seinen im Publikum anwesenden Mediendirektor Thorsten Vogt nicht verkneifen.
Bei aller Rivalität sieht Galewski die Basketball-Familie dennoch im gleichen Boot und beklagt die mangelnde Medienpräsenz: „Es wurmt einen schon, wenn über Großereignisse in unserem Sport kaum berichtet wird, während jede Marginalie im Fußball bis zum Äußersten seziert wird.“ Der Mittelfranke beehrte das Sponsorenevent des BBC COBURG übrigens nach einem seiner letzten Arbeitstage beim Erstligisten. Ende Februar wechselt Galewski zum Kindersitz-Giganten Cybex. „Mein Team und das Adrenalin im Sport werde ich schon vermissen“, gab der ehemalige Leichtathlet, der selbst nur in der Freizeit auf Korbjagd geht, unumwunden zu. Die über 70 Gäste in den Räumlichkeiten von BBC-Hauptsponsor Brose quittierten die eloquenten, kenntnisreichen und amüsanten Ausführungen des Gastredners mit reichlich Applaus.
Überhaupt war die zweite Auflage des Neujahrsempfangs eine runde Sache. Nach den Begrüßungsworten von Dr. Daniel Bott, Koordinator Betriebssport bei Brose, der die langfristige Ausrichtung der Partnerschaft mit dem BBC COBURG betonte, und Wolfgang „Jack“ Hörnlein, erster Vorsitzender des BBC COBURG e.V., führte RadioEins-Moderator Thomas Apfel locker-flockig durch den Abend. Nachdem Hörnlein und Manuel „Bobby“ Fischer, Geschäftsführer der BBC COBURG Spielbetriebs GmbH, ausgiebig zu den Hintergründen ihrer allgegenwärtigen Spitznamen verhört wurden, gingen BBC-Headcoach Derrick Taylor und der Sportliche Leiter Matthias Haufer auf den wechselvollen Saisonverlauf auf dem Parkett ein. „Unsere Defensive muss besser werden. Wir sind auf dem richtigen Weg in den letzten Wochen, aber in den Playdowns wird die Verteidigung noch wichtiger“, gab „Daddy Cool“ – schon wieder ein Spitzname – die Marschroute für den anstehende Kampf um den Klassenerhalt aus, während Haufer dem Publikum die Diskrepanz zwischen den guten statistischen Werten der Coburger und den vergleichsweise wenigen Siegen erläuterte: „Dass wir auf Platz fünf rangieren, wenn es um die Effektivität der Mannschaft geht, aber in der „echten“ Tabelle nur auf Rang zehn stehen beweist, dass wir häufig überlegen sind, diese Überlegenheit aber am Ende durch Unerfahrenheit und Leichtsinn verspielen.“ Der Mittelhesse mahnte zur Geduld mit einer jungen Mannschaft, die im Durchschnitt gerade einmal 23,4 Lenze aufweist, zumal viele Akteure keine Vollprofis sind und dem BBC COBURG auch im Jugendbereich und Schiedsrichterwesen wertvolle Dienste erweisen.
Ein Geduldsspiel war der erstmalige Aufstieg der Vestestädter in Deutschlands dritthöchste Spielklasse auch für Organisation und Backoffice, wusste Geschäftsführer Fischer zu berichten. „Die Flut der Nachweise und Dokumentationen, die zu erbringen sind, war für uns völlig neu und hat uns am Anfang regelrecht erschlagen“, erinnert sich „The Voice“, der in Doppelfunktion auch den energiegeladenen Hallensprecher gibt, an einen arbeitsreichen Sommer. Grund genug, um weiter in die Vereinsstruktur zu investieren: „In der Karchestraße haben wir eine kleine Geschäftsstelle angemietet und auch in der Führungsetage steht eine Erweiterung und Umstrukturierung an“, so Fischer, der sich bei allen Förderern des Klubs für ihr Engagement bedankte.
Kurz vor dem Übergang zu Antipasti und zwanglosen Gesprächen lud medi-Manager Galewski den BBC COBURG noch zur Wiederholung des Testspiels vom vergangenen Spätsommer ein: „Wir sind den Coburgern zu Dank verpflichtet, weil sie damals spontan eingesprungen sind und die Veranstaltung mit ihren tollen Fans deutlich aufgewertet haben. Daraus sollten wir eine Dauereinrichtung machen.“ Gleiches gilt für den Neujahrsempfang des BBC COBURG.
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