Der BBC COBURG geht seinen Neustart nach dem sportlichen Abstieg aus der 2. Basketball-Bundesliga ProB mit einem Wechsel auf der Kommandobrücke an: Der erfahrene Bamberger Basketballlehrer Ulf Schabacker übernimmt die Position des Cheftrainers bei den Vestestädtern und beerbt damit Derrick Taylor.
Mit Schabacker kommt ein absolutes Urgestein des oberfränkischen Basketballs nach Coburg. Seit 1967 lebt der gebürtige Essener im Raum Bamberg und fast ebenso lange währt seine Verbundenheit mit dem Korbballsport in der Region. Zunächst arbeitete er sich als Point Guard Spielklasse um Spielklasse nach oben, um mit der BG Bamberg letztendlich sogar an die Tür zur Bundesliga zu klopfen, die der „Studententruppe“ (Schabacker) aber vom damaligen Lokalrivalen und späteren Brose-Stammklub FC Bamberg versperrt blieb. „Damals war es für Spieler noch üblich, sich durch konstant gute Leistungen in einer Liga für die nächsthöhere zu empfehlen. In der heutigen Struktur ist ein solcher Werdegang eher ungewöhnlich, weil viele Youngster nach ein paar guten Partien inklusive Berater sofort weiter oben vorstellig werden“, sieht der 61-Jährige manche Phänomene der Moderne eher kritisch.
Schabacker gehört trotz seines etwas reiferen Jahrgangs aber keinesfalls zum Lager der ewig gestrigen Nostalgiker, die wehmütig auf die Vergangenheit zurückblicken: „In Punkto Athletik und Qualität insgesamt ist das heute nicht nur ein anderes Level, es ist eine andere Welt. Früher war ein Dunk eine Art epochales Ereignis, jetzt ist es völlig normal, dass von Position 1 bis 5 jeder stopfen kann. Unsere Teams von damals hätten heutzutage nicht den Hauch einer Chance“, weiß der neue BBC-Headcoach um die rasante Weiterentwicklung des Sports. Ein Fortschritt, den nicht zuletzt Schabacker als Übungsleiter im Jugend-, Herren- und Damenbereich selbst mitgeprägt hat. Gleich bei seiner ersten Trainerstation gelang mit dem FC Baunach 1988 der Sprung in die 2. Bundesliga. Es folgten diverse Beinahe-Aufstiege ins Oberhaus, bevor der Fokus sich von Baunach nach Breitengüßbach verlagerte und Schabacker unter seinem langjährigen Weggefährten Wolfgang Heyder ein fester und vielseitig einsetzbarer Bestandteil eines neuen Bamberger Basketball-Konstrukts wurde.
Als „Spielerentwickler“ deutscher Meister mit der NBBL
Besonders in Erinnerung bleiben dem vor allem als „Spielerentwickler“ bekannten Coach drei Ereignisse: „Der ProB-Klassenerhalt mit einer blutjungen Güßbacher Truppe angeführt von Karsten Tadda im Jahr 2008, die NBBL-Meisterschaft 2012 mit heutigen BBL-Spielern wie Johannes Thiemann, Johannes Richter oder Dino Dizdarevic sowie BBC-Forward Christopher Wolf und die Vizemeisterschaft in der 2. Damen-Bundesliga mit dem DJK Brose Bamberg vor einem Jahr stechen schon heraus.“ Zuletzt führte Schabacker den TSV Tröster Breitengüßbach auf den vierten Tabellenplatz in der 1. Regionalliga Südost.
In Coburg möchte er seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz nun weitere tolle Momente hinzufügen. „Es ist mir sicher nicht leichtgefallen, Breitengüßbach zu verlassen, aber die Tatsache, dass ich diesen Schritt in meinem Alter noch einmal wage, sollte zeigen, welches Potential ich beim BBC sehe.“ Potential, das Schabacker vor allem mit einer hohen Intensität in der Verteidigungsarbeit ausschöpfen möchte – eine Eigenschaft, die den BBC zuletzt nicht unbedingt auszeichnete. Güßbach hingegen definierte sich unter Schabacker über eine gewisse Galligkeit gegen den Ball. Davon konnten sich die Coburger unter anderem bei zwei Vorbereitungsniederlagen beim Lokalrivalen im vergangenen Sommer überzeugen.
Wie aber bekommt man die Akteure dazu, sich in der traditionell eher ungeliebten Defensive zu zerreißen? „Authentizität ist meiner Meinung nach der Schlüssel. Mit dem Herzen dabei sein, ehrlich bleiben, auch mal emotional werden – nur dann nimmt dir die Mannschaft deine Rolle auch ab“, sieht Schabacker ein Training auch immer als charakterbildende Maßnahme.
„Manche Entscheidungen müssen Spieler selbst treffen“
Taktisch geht der neue Mann an der Itz seine Aufgabe flexibel an: „Man kategorisiert immer gerne in Schubladen, wie zum Beispiel Oldschool für angeblich traditionellere Elemente. Aber was bedeutet das eigentlich? Für mich ist eine gut funktionierende Zone ebenso legitim wie eine Manndeckung, die Variabilität ist entscheidend. Was in den Achtzigern Achterlauf hieß wird heute in abgewandelter Form als Dribble Hand-off gefeiert. Vieles kommt in Zyklen leicht verändert mit neuem Namen wieder.“ Im Angriff lässt Schabacker seinen Teams viele Freiheiten, gerade im Fastbreak: „Als ehemaliger Aufbauspieler weiß ich, dass manche Entscheidungen einfach initiativ von den Spielern getroffen werden müssen und nicht von der Seitenlinie.“
Dass Schabacker ab sofort in Coburg an selbiger stehen wird, ist für die Verantwortlichen beim BBC ein gelungener Coup: „Ich freue mich ganz besonders auf Ulf; er kommt aus der Region und hat jede Menge Erfahrung. Er wird unser Projekt voranbringen“, ist sich Manuel „Bobby“ Fischer, Geschäftsführer der BBC COBURG Spielbetriebs GmbH, sicher. Wolfgang Hörnlein, Vorsitzender des BBC COBURG e.V., ergänzt: „Es freut mich sehr, dass wir mit Ulf Schabacker einen äußerst kompetenten und überaus erfahrenen Trainer für unser Programm gewinnen konnten. Wir hatten über die vergangenen Jahre immer wieder Kontakt. Ich bin überzeugt, dass wir mit Ulf unsere erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre fortsetzen und neu angreifen werden.“
Dank an Derrick Taylor
Damit geht gleichzeitig der Abschied vom bisherigen Headcoach Derrick Taylor einher. „Wir haben großen Respekt vor Derricks Arbeit, denn er hat ein nicht von ihm zusammengestelltes Team in einer sehr schwierigen Situation übernommen, ohne große Veränderungen vornehmen zu können. Anstatt darüber zu lamentieren, hat er sofort angepackt und alles versucht, um die Wende zu schaffen, was auch beinahe gelungen wäre“, zollt Matthias Haufer, Sportlicher Leiter beim BBC COBURG, „Daddy Cool“ enorme Anerkennung, betont aber gleichzeitig: „Die Gründe für den ausbleibenden Erfolg waren vielschichtig, aber am Ende steht der Abstieg als Ergebnis. Deshalb benötigen wir einen Reset, um dem Programm das Momentum der vergangenen Jahre zurückzugeben.“
Ein Neustart, den Ulf Schabacker nun einleiten wird. Die Erfolgsaussichten sind angesichts der Vita des Neu-Coburgers sicher nicht die schlechtesten. Zumal der Trend zu „gut gereiften“ Coaches – man denke an Aito Reneses bei ALBA Berlin oder Jupp Heynckes in München – zuletzt hervorragende Ergebnisse geliefert hat. An Feuer mangelt es dem Trainerfuchs jedenfalls definitiv nicht: „Ich brenne nach wie vor für Basketball. Mit der Kugel bin ich groß geworden und mit ihr werde ich wahrscheinlich auch sterben.“ Der erste Schabacker an der BBC-Seitenlinie wird der zukünftige Cheftrainer allerdings nicht sein: Tochter Susi war in den letzten Jahren bereits als Physiotherapeutin mit an Bord. Eine Konstellation, die der Vater gerne beibehalten würde: „Wir können dann ja eine Fahrgemeinschaft bilden.“
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