Die Basketballer des BBC COBURG haben sich im Test beim Bundesliga-Topteam medi bayreuth äußerst achtbar aus der Affäre gezogen. Vor rund 800 Zuschauern in der Oberfrankenhalle lagen die Vestestädter phasenweise sogar in Führung, zogen letztendlich aber mit 73:108 (38:53) erwartet deutlich den Kürzeren.
Gleich im ersten Angriff zeigte der ProB-Aufsteiger, der auf die angeschlagenen Eividas Molosciakas und Yasin Turan verzichten musste, dass er durchaus gewillt und in der Lage war, dem haushohen Favoriten Paroli zu bieten: US-Forward Jordan Burris netzte nach Zuspiel von Byron Sanford eiskalt aus der Distanz ein. Auch in der Folge war zunächst kein Zwei-Klassen-Unterschied zu erkennen. Im Gegenteil: Der starke Sanford zog unwiderstehlich zum Brett und stellte per Dreipunktspiel auf 10:6 für den krassen Außenseiter. Es dauerte bis zur fünften Spielminute, ehe der Vierte der abgelaufenen BBL-Saison zum ersten Mal die Führung übernahm. Der BBC aber blieb dran und lag nach Ende des ersten Viertels lediglich mit drei Punkten im Hintertreffen (25:22, 10.).
Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts ließen die Bayreuther Asse Nate Linhart und De’Mon Brooks ihre Qualität aufblitzen und initiierten scheinbar mühelos einen 13:2-Lauf der Wagnerstädter. Simon Bertrams Mannen waren aber keineswegs geschockt, sondern konterten ihrerseits rotzfrech mit neun Punkten in Serie. Zwei davon gingen aufs Konto von Center-Neuerwerbung Max von der Wippel, der sich in der Zone durchsetzen konnte, zwei steuerte der am letzten Wochenende zum Team gestoßene Anell Alexis mit akrobatischem Tip-in bei und weitere drei Zähler besorgte Matthias Fichtner nach toller Passstafette von außen (40:35, 16.).
Brooks ist nicht zu stoppen
Die Hausherren hatten jetzt aber endgültig genug vom unerwartet heftigen Coburger Widerstand und bedienten sich eines für höherklassig agierende Mannschaften stets probaten Mittels: Ball nach innen und Größenvorteile ausspielen. Besonders medi-Power Forward Brooks machte seiner Positionsbezeichnung alle Ehre und war mit seiner Kombination aus Kraft, Athletik und Distanzwurf von den BBClern zu keiner Zeit zu stoppen. Am Ende standen für den US-Amerikaner, der dem gleichen College wie NBA-Superstar Steph Curry entstammt, 31 Zähler und sieben Rebounds zu Buche. Insgesamt erzielte das Team von Headcoach Raoul Korner 56 Punkte in Brettnähe und legte damit den Grundstein sowohl für eine 53:38-Pausenführung, als auch für das letztendlich standesgemäß deutliche Endresultat.
Nach Wiederbeginn entwickelte sich ein flotter Schlagabtausch mit schönen Aktionen auf beiden Seiten. Während beim Champions League-Teilnehmer nun insbesondere der neue Shooting Guard und Ex-Los Angeles Laker Gabe York sein butterweiches Handgelenk zur Schau stellte und vom Perimeter heiß lief, nahm beim BBC COBURG der ehemalige Bayreuther Kevin Eichelsdörfer das Heft in die Hand. An alter Wirkungsstätte rief der smarte Aufbauspieler die ganze Palette seines Könnens ab und avancierte mit 14 Punkten zum Topscorer seines Teams. Rufen aus einschlägigen Internetforen, die nach dieser Galavorstellung kurzerhand eine Rückkehr Eichelsdörfers in die Wagnerstadt forderten, erteilte BBC-Headcoach Bertram jedoch eine prompte Absage: „Nö, den behalten wir.“
Erwähnenswert ist darüber hinaus die couragierte Vorstellung zweier Coburger Youngster: Der 16-jährige Point Guard Christoph Bauer, der aus Kronach stammt und zuletzt das Jugendprogramm von Brose Bamberg durchlief, überzeugte wie schon beim Test in Hanau. Sein 18-jähriger Backcourt-Kollege Louis Herbst, der in der vergangenen Spielzeit ausschließlich für die BBC-Zweite aktiv war, kam in fünf Minuten auf dem Parkett auf ebenso viele Zähler und sorgte per Dreier für den 108:73-Endstand in einer ausgesprochen unterhaltsamen Partie.
Korner lobt den BBC
Trainer Bertram war dementsprechend einverstanden mit der Darbietung seiner Truppe: „Wir können mit unserem Auftritt im Großen und Ganzen sehr zufrieden sein. Phasenweise haben wir den Ball schön laufen lassen, den freien Mann gefunden und uns offene Würfe herausgespielt. Alle eingesetzten Spieler haben gepunktet. Ein Gegner der Klasse Bayreuths bestraft jeden Fehler sofort und ist uns körperlich deutlich überlegen. Das spiegelt sich im Ergebnis wider. Trotzdem können wir erhobenen Hauptes die Oberfrankenhalle verlassen und den kommenden Aufgaben mit viel Optimismus entgegenblicken.“
Sein Gegenüber Raoul Korner, der mit seinen Schützlingen gleich am Sonntagmorgen zum Trainingslager in seine österreichische Heimat aufbrach, hatte ebenfalls lobende Worte im Repertoire: „Coburg hat sehr engagiert und gut gespielt. Das hat uns dabei geholfen, unseren Fokus zu behalten. Zweck der Veranstaltung war, unsere beiden neuen Guards besser zu integrieren und dieser Zweck wurde voll erfüllt. Ein großes Dankeschön nochmal an den BBC für das spontane Einspringen.“ Medi-Geschäftsführer Philipp Galewski dachte bereits einen Schritt weiter: „Vielleicht sollten wir das zu einer alljährlichen Tradition werden lassen und nicht bloß anberaumen, wenn der ursprüngliche Gegner absagt.“ Ein Lob für die Gästefans gab er dem BBC-Tross auch noch mit auf dem Weg: „Wir sind verwöhnt, was tolle Fan-Unterstützung angeht, aber der Coburger Support war auch beileibe nicht übel.“
Statistik BBC COBURG: Eichelsdörfer (14, 2 Dreier), Sanford (11, 1), Burris (10, 2), Alexis (10), Fichtner (7, 1), Herbst, Walde (je 5, 1), Stawowski (3), Wolf, Bauer, von der Wippel, Özdil (je 2).
Beste Werfer medi bayreuth: Brooks (31, 5 Dreier), York (23, 3), Seiferth, Linhart (je 14).
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