Der Durchmarsch ist perfekt: Mit einem überzeugenden 112:66 (56:29)-Heimerfolg gegen die zweite Mannschaft von Science City Jena sichert sich der BBC COBURG den Titel in der 1. Regionalliga Südost und steigt damit in die 2. Bundesliga Pro B auf.
Am Ende setzte es für Simon Bertram eine kalte Dusche: im Rahmen der spontanen Aufstiegsfeierlichkeiten in der HUK-COBURG arena übergossen die Schützlinge des Coburger Cheftrainers ihren Meistermacher mit literweise Gerstensaft. In den vorangegangenen 40 Minuten jedoch dürfte es dem Erfolgscoach angesichts der Vorstellung seiner Mannen warm ums Herz geworden sein. Schließlich hatte die Mannschaft von der ersten Spielminute an jeden Zweifel am vorzeitigen Titelgewinn im Keim erstickt und einen dominanten Auftritt aufs Linoleum gezaubert.
Bis Mitte der ersten Halbzeit konnten die jungen Gäste aus der Stadt der Wissenschaften noch einigermaßen mithalten, doch als Steffen Walde fünf schnelle Punkte einstreute und anschließend Point Guard Eividas Molosciakas beim Distanzwurf gefoult wurde und sämtliche drei Freiwürfe einnetzte, musste das Team von Trainerfuchs Farsin Hamzei abreißen lassen. Es folgte ein unwiderstehlicher 19:0-Lauf des Meisters, der in einer 56:29-Halbzeitführung mündete.
Auch nach dem Seitenwechsel ließen phasenweise wie im Rausch kombinierende Coburger den Thüringern, deren gefürchtete Pressverteidigung nie wirklich Zugriff bekam, nicht den Hauch einer Chance. Viel zu flüssig lief das orangefarbene Leder durch die BBC-Reihen und die knapp 1100 Zuschauer kamen aus den „Ooohs“ und „Aaahs“ gar nicht mehr heraus. Als Filigran-Center Daniel Stawowski den durch die „Hintertür“ zum Korb schneidenden Walde bediente und der den Ball umgehend an Fabian Franke weiterreichte, konnte kein Jenaer mehr sachdienliche Hinweise zum Aufenthaltsort des Spielgerätes beisteuern.
Einer überstrahlte sie an diesem Abend jedoch alle: Jordan Burris! Der Kalifornier präsentierte sich in MVP-Verfassung und war mit sagenhaften 40 Zählern Topscorer der Partie. Umso beeindruckender, zumal der Forward für seinen „Punkteregen“ lediglich 18 Wurfversuche benötigte, von denen er 13 versenkte, darunter sage und schreibe acht Dreier. Selbst Michael Stoschek, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von BBC-Hauptsponsor Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG, zeigte sich von der Gala des US-Amerikaners derart angetan, dass er scherzhaft bemerkte: „Der Zwanziger muss in der nächsten Saison auf jeden Fall weiter in der Region spielen – entweder hier in Coburg oder bei Brose Bamberg.“
Da die Begegnung trotz der Bemühungen von Jenas „Alleinunterhalter“ Vincent Garrett (30 Punkte, 18 Rebounds) frühzeitig entschieden war, gerieten weite Teile der zweiten Halbzeit zu einem Schaulaufen des Titelträgers. Bereits Minuten vor Spielende skandierten die BBC-Anhänger „Sieg!“ und meinten damit nicht bloß den zweiundzwanzigsten Erfolg im vierundzwanzigsten Versuch, sondern eine sagenhafte Premierensaison in der vierthöchsten deutschen Spielklasse, aus der Mannschaft, Trainerstab, Helfer, Sponsoren, Fans und die Sportstadt Coburg allesamt als Gewinner hervorgehen.
„In fünf Jahren aus der Bayernliga in die 2. Bundesliga – das hat uns keiner vorgemacht und wird uns so schnell auch keiner nachmachen“, betonte Wolfgang „Jack“ Hörnlein, Vorsitzender des BBC COBURG e.V., die Einmaligkeit der Vestestädter Erfolgsstory. Manuel “Bobby” Fischer, Geschäftsführer der BBC COBURG Spielbetriebs GmbH zollte Team und sportlicher Leitung großen Respekt: “Sie haben ein Team zusammengestellt, das zu einer echten Einheit geworden ist.” Aufbauspieler Molosciakas konnte es noch gar nicht richtig fassen: „Darüber haben wir bei den Vertragsverhandlungen philosophiert beziehungsweise phantasiert und jetzt sind wir tatsächlich am Ziel.“
Der BBC ist seinen Verfolgern bei noch zwei verbleibenden Spielen nun uneinholbar enteilt. Selbst ein möglicher Punktabzug – eine Entscheidung von Ligaseite steht nach wie vor aus – kann daran nichts mehr ändern. Dennoch möchte Trainer Bertram die restlichen Partien keinesfalls herschenken: „Wir haben die Chance, die Runde als bester Regionalligist Deutschlands und damit als „inoffizieller deutscher Amateurmeister“ abzuschließen. Klingt doch nicht schlecht…“
Dieses Vorhaben kann am 1. April bei der Reserve von Erstligist medi Bayreuth und am Samstag, den 8. April, ab 18 Uhr beim Saisonfinale gegen Oberhaching in die Tat umgesetzt werden. Dann steigt auch der große „VestAkt“ in der HUK-COBURG arena – die offizielle Meisterfeier. Keine Frage: der BBC COBURG hat sie sich verdient.
Statistik BBC COBURG: Burris (40 Punkte, 8 Dreier, 10 Rebounds), Franke (19, 12 Rebounds, 5 Assists), Walde (18 Punkte, 6 Assists), Molosciakas (11), Eichelsdörfer (8, 2 Dreier), Stawowski (6, 8 Rebounds), Gligorovic (5), Turan (3, 1 Dreier), Wyczisk (2), Herold, Eisenhardt (je 0).
Beste Werfer Jena: Garrett (30, 18 Rebounds), Morschhäuser (8), K. Glück (6).
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